Ulrike Maisch: Gedämpfte Freude über Rang 3

Von Burkhard Zingler
Ostsee-Zeitung

Hätten da nicht die verflixten zwei Stunden und 32 Minuten gestanden, wäre Ulrike Maisch nach dem Hamburg-Marathon der glücklichste Mensch gewesen. Nach zwei von Verletzungen geprägten Jahren hatte sie endlich einmal wieder das Ziel erreicht – in respektablen 2:34:28 Stunden.

Doch die deutsche Norm für das WM-Heimspiel in Berlin liegt nun einmal bei jenen 2:32 Stunden und so wusste die Läuferin vom 1. LAV Rostock nach dem Einlauf auf Platz drei nicht genau, ob „ich traurig oder glücklich sein soll“. Sie entschied sich aber recht schnell für ihr umwerfendes Lächeln, in der Hoffnung, „dass auch die heutige Zeit für Berlin reicht“. Und auch für Trainer Klaus-Peter Weippert überwog das Positive: „Ulli ist nach langer Durststrecke endlich wieder einmal durchgekommen.“

Dafür hatten alle Beteiligten nichts dem Zufall überlassen. Für ein Novum sorgte Ulrike Maisch selbst schon vor dem Start: Sie engagierte ihren Freund Richard Friedrich (27) als Tempomacher – im Volksmund auch Hase genannt. Schade, dass der sympathische Bayer nach der Hälfte des Rennen aussteigen musste, weil er am kommenden Wochenende für die LG Passau bei der Deutschen Bahnmeisterschaft über 10.000 starten wird.

„Das war so abgemacht“ wiegelte Ulrike Maisch ab. Was aber nichts an der Tatsache änderte, dass die Europameisterin mit Begleitung bis zu jenem Kilometer 21 auf Kurs – sprich 2:32 – lag und erst danach der Härte eines Marathon Tribut zollen musste. „Es ging schon bei der Hälfte ziemlich schwer, aber ich wollte diesmal unbedingt bis zum Ende laufen. Letztlich habe ich nur noch auf eine akzeptable Zeit gehofft und nicht mehr über die WM-Norm nachgedacht“, sagte die 32-Jährige nach dem Rennen, das mit der Spanierin Alessandra Aguilar (2:29:01 Stunden) und dem Äthiopier Solomon Tside (2:11:47) zwei souveräne Sieger fand.

Ulrike Maisch – in Hamburg der Liebling der geschätzten 800.000 Schaulustigen an der Strecke – hofft nun darauf, dass ihre 2:34 Stunden für die WM reichen. Deshalb setzt sie schon in dieser Woche das Training fort, wobei Richard Friedrich süffisant anmerkte, dass „Ulli Weltmeisterin im Aqua-Joggen wäre, wenn es eine WM darin gebe“. Auf die nahe liegende Frage, wann er die Rostockerin in einem gesamten Marathonlauf begleiten werde, reagierte er schlagfertig: „Wenn ich die 42 Kilometer schneller laufe als sie.“ Ulrike Maisch machte dabei den Eindruck, als würde sie das lieber heute als morgen erleben.

Ergebnisse:

Frauen: 1. Aguilar (Spanien) 2:29:01 Stunden, 2. Sheni (Äthiopien) 2:34:01, 3. Maisch (Rostock) 2:34:28, 4. Kimurya (Kenia) 2:37:44, 5. Rush (Großbritannien) 2:38:36.

Männer: 1. Tside (Äthiopien) 2:11:47, 2. Ngolepus (Kenia) 2:13:25, 3. Telles des Souza (Brasilien) 2:14,46, 3. Moreira (Portugal ) 2:14,57, 5. Roba (Äthiopien) 2:16:35, … 12. Meyer (Wattenscheid) 2:20:51.

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