Talenteschau der Jüngsten, tolle Stimmung und sechs Rekorde bei den Titelkämpfen in Schwerin
Von Klaus Schimmagk
LVMV
Die jüngsten Leichtathleten des Landes feierten sich und ihre Sportart bei den Titelkämpfen der Schüler D und C sowie im Blockmehrkampf der Schüler B am letzten Juni-Wochenende in Schwerin.
Die Meisterschaften im Telegramm: +++ 428 Athleten der Altersklassen 8 bis 13 aus 30 Vereinen am Start +++ Erfolgreichste Vereine bei den Schülern C und D: LAV Ribnitz-Damgarten/Sanitz (6 Gold/10 Silber/ 5 Bronze), LAC Mühl Rosin (3/3/4), LAV Waren (2/5/3), HSG Universität Greifswald (4/3/2), der SV Warnow 90 Rostock errang beachtliche fünf Goldmedaillen +++ Drei Landesrekorde: 4 x 50 m SD HSG Universität Greifswald (Leander Hilker, Lennard Voigt, Tom Fischer, Erwin Braun; 30,37 s) und Tom Fischer (HSG Universität Greifswald, AK 9 m) 800 m: 2:39,77 min sowie Maja Küßner (SV Warnow 90 Rostock, AK 8 w) 800 m : 2:50,22 min +++ Erfolgreichste Vereine im Blockwettkampf der Schüler B: LG Neubrandenburg (4/-/2), HSG Universität Greifswald (2/2/1), 1. LAV Rostock (2/1/2) +++ 3 Landesrekorde: Maik Pinkos (LG Neubrandenburg, AK 12) Block Lauf 2227 Punkte, Ben Thiele (LG Neubrandenburg, AK 12) Block Wurf 2440 und Felix Grabowski (HSG Universität Greifswald, AK 13) Block Lauf 2650 +++ Weitere herausragende Leistungen: Jule Zatloukal (Schweriner SC, AK 13) Weit: 5,42 m, Hoch: 1,55 m Patrick Müller (LG Neubrandenburg, AK 13), Kugel: 16,31 m, Diskus: 40,65 m, Merten Howe (SV Einheit Ueckermünde, AK 12), Diskus: 34,66 m +++ 32 Athleten schafften den DE-Kaderrichtwert im Blockwettkampf +++ neun weitere Einzelnormen für die Aufnahme in den DE-Kader +++
Zwar knapp an Bronze vorbei aber was Luisa Hellriegel vom Schweriner SC trotzdem an der Leichtathletik so gefällt
Natürlich lebt jede exakt messbare Sportart von Rekorden und Bestleistungen. Aber sie lebt auch und vor allem durch das Erlebnis Wettkampf – mit seinen Freuden und Enttäuschungen. Klaus Schimmagk begleitete Elisa Hellriegel vom Schweriner SC durch ihren Block-Mehrkampf im Sprint/Sprung bei den Landesmeisterschaften am letzten Juniwochenende in Schwerin.
Die 13-jährige Schülerin des Sportgymnasiums legte ganz ordentlich los: 10,89 s rannte sie über 75 m. Einen kleinen Dämpfer gab es dann im Hochsprung, nur 1,35 m. „Meine Bestleistung liegt hier fünf Zentimeter höher.“ Die 10,17 s über die 60 m Hürden sind dann wieder ganz passabel. Ihre Trainerin Gisela Rändler nimmt sie in den Arm und spricht ihr Mut zu: „Du kannst mehr!“ Der Beweis folgt beim Weitsprung und die Hoffnung auf eine Medaille kommt auf. Bei 5,09 m landete Luisa – 23 Zentimeter mehr als ihre Bestleistung. Die lag beim Ballwurf bei sehr guten 47 m. „Hätte ich doch nur annähernd soweit geworfen“, hadert sie. Aber 40 m waren eben einfach zu wenig. Die Punkte, die es für jede Disziplin gibt, summierten sich am Ende auf 2435 Zähler – wie im vergangenen Jahr keine Medaille. Am Ende fehlten ihr ganze 11 Punkte zum Bronzerang. „Ich hätte schon gern auf dem Treppchen gestanden. Trotzdem bin ich zufrieden, denn ich habe mich um fast 400 Punkte verbessert.“
Und es war ein schöner Wettkampf, zumal sie von Opa Kurt und von Mutti Heike angefeuert wurde. Frau Hellriegel nimmt ihre Tochter tröstend in den Arm und betont: „Sie hat ihr Bestes gegeben, das ist ebenso wichtig wie eine Medaille. Sport muss Spaß machen.“ Die 45-jährige diplomierte Ökonomin fügt hinzu: „Und er prägt solche Charaktereigenschaften wie Ehrgeiz, Durchsetzungsvermögen, Disziplin und Teamgeist.“ Das ist ihr als ehemalige Handballerin genauso wichtig wie der Erfolg. „Denn bei aller Konkurrenz muss es Freundschaft und Respekt mit und vor der Konkurrentin geben.“ Da stimmt sie mit der Trainerin von Luisa überein. Heike Hellriegel lobt Gisela Rändler in den höchsten Tönen: “Sie ist nicht nur fachlich sehr kompetent, sondern immer für die Kinder da und geht sehr einfühlsam mit ihnen um.“ Die erfahrene und erfolgreiche Trainerin: “Ich muss Luisa eher bremsen, denn sie ist in der Schule und im Sport sehr ehrgeizig.“ Luisa hat den Mehrkampf schon abgehakt und meint: „Am liebsten habe ich Hürdenlauf und Stabhochsprung. 2,60 m habe ich schon geschafft“, ist die zierliche ehemalige Turnerin stolz. Aber vielleicht mache ich später doch Mehrkampf.“ Mutti Heike will ihrer Tochter freien Lauf lassen. “Ich finde es gut, wenn die Kleinen zuerst vielseitig ausgebildet werden. Spezialisieren können sie sich später,“ ist sie überzeugt. Auch ihre Trainerin gibt Luisa Zeit, sich sportlich zu finden.
Nach fünf Wettkampf-Wochenenden in Folge ist für die Schülerin jetzt erst einmal Pause, bevor sie in 14 Tagen im schwedischen Öresund den Wettkampf-Höhepunkt bestreiten will - in ihren Zuckerdisziplinen Hürden und Stab.
Und dann sind endlich Ferien. Aber da geht's auch nicht ohne Sport: Diesmal allerdings auf dem Rücken von Opa Kurts Pferden.
Auf unsere Ehrenamtlichen ist Verlass: Kampfrichter Heinrich Gesch
Wenn ein Startbuch reden könnte, dann erzählte es, dass Heinrich Gesch seit über einem halben Jahrhundert Kampfrichter ist. 1956 hängt der Mittel- und Langstreckler die Spikes an den Nagel und zieht aus Liebe zur Leichtathletik das Weiß des Kampfrichters an. Von den Wettkämpfen auf Kreis-, Bezirks- und Landesebene qualifiziert er sich bis zu internationalen Vergleichen. So agiert er 1999 beim Länderkampf Deutschland, England, Frankreich, Polen in Neubrandenburg, den Cross-EM 2004 in Heringsdorf auf Usedom oder bei der Junioren-EM in Cottbus. Der 75-jährige, der dem TSV Binz angehört, ist ein Alleskönner in seinem Metier, wird in allen Disziplinen der Leichtathletik eingesetzt. Am liebsten jedoch ist er beim Lauf, wie jetzt in Schwerin.
Für den Ex-Berufsschullehrer ist die Kampfrichterei ein Jungbrunnen. „Ich erfreue mich immer wieder, wenn ich sehe, wie die Jungen und Mädchen sich bemühen, ihr Bestes zu geben, wie sie kämpfen, sich freuen. Wenn dann noch einer von den Kleinen, wie erst jüngst in Bergen, kommt, um ihm die Hand für sein Wirken zu drücken, dann geht ihm so richtig das Herz auf.
Heinrich Gesch erlebt auch Sternstunden der Leichtathletik mit. So den noch gültigen Weltrekordwurf von Jürgen Schult, dessen Diskus 1986 in Neubrandenburg auf 74,08 m segelt. Und er sieht den ewigen Weltrekord von Uwe Hohn live. Fassungslos starrt auch er am 20. Juli 1984 im Berliner Jahnstadion beim Olympischen Tag auf die elektronische Anzeigetafel, die 04,80 m zeigte. Die 1 davor fehlte, denn die Tafel war nur für zweistellige Weiten präpariert.
Solche Erlebnisse wünscht er natürlich ebenfalls dem „Kampfrichter-Nachwuchs, von dem wir noch und nöcher brauchen.“ Der Landesverband sei da aber auf einem guten Weg. Der Erfahrene erinnert sie an sein gelebtes Credo: „Denkt immer daran, die Athleten sind die Hauptakteure. Also seid entspannt und geht auf sie ein. Macht ihnen jeden Wettkampf zum Erlebnis.“