Sprint-Ass möchte großen Traum des Vaters vollenden

Luise Hollender hat die Teilnahme an der EM in Zürich noch nicht aufgegeben. (Foto: Nordkurier)

Nach dem Staffel-Gold über 4 mal 100 Meter bei den U23-Europameisterschaften im Sommer in Finnland hatte sich SCN-Leichtathletin Luise Hollender für die kommende Saison großes vorgenommen. Eine Krankheit hat sie jedoch zurückgeworfen und den Plan ins Wanken gebracht.

Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt: Nach der tollen Saison im abgelaufenen Sportjahr wollte Luise Hollender 2014 richtig durchstarten. "Mein Trainer Hans-Jürgen Ansorge und ich haben uns vorgenommen, für die Europameisterschaften im Sommer im schweizerischen Zürich zumindest einen Platz in der 4x100-Meter-Staffel zu ergattern", sagt die 21-Jährige mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen.

"Leider", fügt sie mit trüber werdenden Blick hinzu, "bin ich durch Pfeiffersches Drüsenfieber seit acht Wochen nicht in der Lage, zu trainieren." Dabei hatte sich die Blondine nach nur zwei Jahren bei ihrem Neubrandenburger Coach in die Spitze der deutschen Sprinterinnen katapultiert. Als Vierte in 7,39 Sekunden verpasste Luise Hollender bei den deutschen Hallen-Meisterschaften 2013 in Dortmund im 60-Meter-Sprint die Bronzemedaille nur um eine Hundertstel-Sekunde.

Das ist auch deshalb bemerkenswert, weil die aus Fürstenwalde (Brandenburg) stammende Athletin, die vorher bei Bernd Schermesser in Berlin trainiert hatte, auch die zurückliegenden Jahre immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen worden war. Ärzte hatten ihr sogar wegen der Fußprobleme geraten, mit dem Leistungsport aufzuhören.

SCN-Trainer Hans-Jürgen Ansorge, der einst auch Thomas Schröder zu einer Bestzeit von 10,10 Sekunden über 100 Meter geführt hatte, erkannte jedoch das Potential der 1,76 Meter großen und 60 Kilogramm schweren Sprinterin, nahm sie unter seine Fittiche. Und siehe da: Die Schmerzen wurden schwächer, die Form stärker. "Wir haben uns mittlerweile gut aufeinander eingestellt", umschreibt Luise Hollender das Verhältnis zu ihrem Coach. "Er ist konsequent und plantreu. Aber wenn es dann doch mal Probleme gibt, kann er auch sehr flexibel und einfallsreich sein."

Den Plan, bei der EM in der Schweiz dabei zu sein, haben sowohl der Neubrandenburger Leichtathletik-Lehrer als auch sein Schützling nicht aufgegeben. "Solange noch die Möglichkeit besteht, werden wir versuchen, sie zu nutzen, ohne uns aber unter Druck zu setzen", zeigt Ansorge Übersicht. Ein Fernziel verliert Luise Hollender, die sich auch über einen Sponsor und Stimmen für die Wahl zum "Talent des Jahres" beim Landessportbund Mecklenburgburg-Vorpommern freuen würde, aber auf keinen Fall aus den Augen: Die Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro (Brasilien).

Da möchte sie das vollenden, was ihrem Vater leider nicht vergönnt war. Frank Hollender war Anfang der 80er-Jahre einer der schnellsten Sprinter der DDR. Im Trikot der SG Dynamo Berlin lief er die 100 Meter in 10,39 und die 200 Meter in 20,81 Sekunden. Doch der Olympiaboykott des Ostblocks ließ den Traum von einer Teilnahme an den Spielen 1984 in Los Angeles (USA) zerplatzen.

Da den Holle(ä)ndern Spritzigkeit und Schnelligkeit im Blut zu liegen scheint, könnte Luises Plan durchaus klappen. Ob die Neubrandenburgerin dann allerdings genauso erfolgreich sein kann wie einst Fanny Blankers-Koen, bleibt nur zu hoffen. Denn diese Holländerin hatte einst als Superstar der Olympischen Sommerspiele von London 1948 gleich vier Goldmedaillen über 100 Meter, 200 Meter, 80 Meter Hürden und mit der 4-mal-100-Meter-Staffel gewonnen.

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