Olympia-Kandidaten im Portrait: Speerwerfer Mark Frank

Von Sönke Fröbe
Ostsee-Zeitung

Sieben Leichtathletinnen und Leichtathleten bereiten sich derzeit auf die Olympischen Spiele in Peking (08.08. - 24.08.08) vor. In Zusammenarbeit mit der OSTSEE-ZEITUNG stellt ihnen der Leichtathletik-Verband Mecklenburg-Vorpommern seine Hoffnungsträger für Spiele in China vor. Heute: Speerwerfer Mark Frank vom 1. LAV Rostock.

Seit acht Monaten hat er keinen Speer mehr geworfen, doch an seinem großen Ziel Olympia zweifelt Mark Frank nicht eine Sekunde. „Ich sehe mich als einen der drei deutschen Speerwerfer, die nach Peking fahren. Um die verbleibenden zwei Plätze müssen sich die anderen streiten“, sagt der Rostocker. Starke Worte eines starken Athleten, der in den vergangenen Jahren fast so viel Zeit bei Ärzten und Physiotherapeuten zugebracht hat wie beim Training.

Was überheblich klingen mag, ist keineswegs so gemeint. Denn Frank ist weder arrogant noch ein Traumtänzer – eher ein unerschütterlicher Optimist, für den positives Denken zum Tag gehört wie Zähneputzen. „Aufgeben ist nicht meine Art“, sagt der 31-Jährige und klingt dabei absolut glaubwürdig. Das 1,87 Meter große und 95 Kilogramm schwere Kraftpaket ist in seiner sportlichen Karriere oft gefallen und noch öfter wieder aufgestanden. Chronische Rückenschmerzen verhinderten 2004 einen möglichen Olympia-Start in Athen, 2006 brachte ihn eine hartnäckige Fußverletzung aus dem Tritt. Im vergangenen Jahr verpasste er wegen einer Ellenbogenverletzung die Weltmeisterschaft in Osaka.

Seit der Operation muss der Modellathlet sein Arbeitsgerät links liegen lassen und stattdessen im Training Kugeln oder Medizinbälle werfen. Seinen bislang letzten Wettkampf absolvierte er im Juni vergangenen Jahres. Frank: „Ich kann im Training alles machen, nur an Speerwerfen ist noch nicht zu denken.“ Auch jetzt noch nicht, knapp drei Wochen nach der zweiten Ellenbogen-Operation. Der Zeitpunkt sei mit Blick auf seine Olympia-Pläne „gerade noch verkraftbar“, glaubt der Wesenberger, der seit zwölf Jahren in Rostock bei Ralf Skopnik trainiert.

Dennoch: Dem WM-Achten und Europacupsieger von 2005 läuft die Zeit davon. Die Halleschen Werfertage am 24. und 25. Mai sind der erste Wettkampf, bei dem die Athleten die Olympia-Norm erfüllen können. „Halle kommt für mich noch zu früh“, erklärt Frank, der eine Woche später in Dessau den ersten Anlauf unternehmen will. Die Norm des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) liegt bei 82 Metern und muss zwei Mal erfüllt werden. Für Frank (Bestweite 84,88 Meter) eine Hürde, die zu meistern ist. Nach den nationalen Meisterschaften in Nürnberg Anfang Juli werden die drei Peking-Plätze für die besten deutschen Speerwerfer fest vergeben.

„Mark ist für mich einer der Top-Kandidaten. Sein körperlicher Zustand ist so gut wie nie zuvor“, sagt Speerwurf-Bundestrainer Ralf Wollbrück: „Voraussetzung ist natürlich, dass er seine Ellenbogenprobleme in den Griff bekommt.“ Frank trainiert häufig beim Bundestrainer in Magdeburg, zumal sein Heimtrainer Ralf Skopnik als Lehrer beruflich stark eingebunden ist. Ein richtungweisender Meilenstein auf dem Weg nach China ist das zweiwöchige Trainingslager im portugiesischen Albufeira, zu dem Frank am 23. April aufbricht. „Dort sind einige starke Athleten wie der deutsche Meister Stefan Steding dabei, die Mark mitziehen können“, erklärt Wollbrück. Skopnik ist überzeugt, dass Frank „kurzfristig Top-Leistung“ bringen kann, weil er ein „sehr stabiler Werfer“ ist.

„In Portugal will ich anfangen, mit dem Speer zu werfen. Wenn ich schmerzfrei bleibe, ist für mich alles möglich“, meint Frank, der abgesehen von seinem rechten Ellenbogen topfit ist. „Mein Trainingszustand ist sehr gut, ein Großteil der Werte liegt im Bestleistungsbereich“, sagt der Soldat der Sportfördergruppe Rostock und fügt hinzu: „Mir ist überhaupt nicht bange vor der Saison.“ Mark Frank, der Optimist, das Stehaufmännchen. Dass er so ist wie er ist, hat der gelernte Einzelhandelskaufmann vor allem seiner Familie zu verdanken. „Ohne ihr Vertrauen und ihre Ausdauer wäre das alles überhaupt nicht möglich.“ Vor allem seine Frau Mandy, die er schon mehr als sein halbes Leben lang kennt, und die beiden Söhne Eric (6) und Jannik (4) geben ihm Rückhalt, wenn es mal nicht so gut läuft. „Egal, wie lang die Leidenszeit ist, sie stehen immer zu mir“, sagt der passionierte Motorradfahrer, der seine Familie – wie im März nach Lanzarote – auch schon mal ins Trainingslager mitnimmt.

Zusammen mit Mandy hat Frank sich einen Lebenstraum bereits erfüllt: ein eigenes Haus im Grünen, rund 20 Autominuten von Rostock entfernt. Sein zweiter großer Traum heißt Olympia. Wie am eigenen Haus arbeitet er auch daran hart, ehrgeizig und zielstrebig. „Wenn ich es schaffe, fahre ich nicht als Tourist nach Peking“, sagt Mark Frank: „Ich will unbedingt ins Finale der besten acht.“ Starke Worte eines starken Athleten.

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