Neuer Coach von Diskus-Ass Harting legt Wert auf viel Gefühl

Noch bis Ende Oktober ist Torsten Schmidt (38) als Nachwuchs-Wurftrainer beim Olympiastützpunkt Neubrandenburg beschäftigt. Ab 1. November wechselt der 2,07-Meter-Hüne offiziell nach Berlin und betreut fortan Diskusweltmeister Robert Harting.

"Robert ist ein sehr gefühlsbetonter, filigraner Diskuswerfer, der Wert darauf legt, das Gerät beim Wurf genau zu treffen", schwärmt Torsten Schmidt von seinem neuen Schützling. "Wenn es uns gemeinsam gelingt, da noch an ein paar kleinen Details zu feilen, müssten in den kommenden Jahren für ihn stabil zwischen 68 und 70 Meter Wettkampfweite und vielleicht sogar noch etwas mehr drin sein", glaubt der Olympianeunte von 2004 mit einer eigenen persönlichen Diskus-Bestleistung von 64,78 Metern.

Schon vor Wochen hatte sich der Olympiasieger, Welt- und Europameister mit der Bitte an Schmidt gewandt, ihn, seinen Bruder Christoph sowie Lebensgefährtin und U23-Europameisterin Julia Fischer künftig zu trainieren. In dem Neubrandenburger glaubt Harting den richtigen Mann gefunden zu haben, um neue Trainingsreize setzen zu können. "Als aktiver Diskuswerfer fehlten ihm vielleicht Nuancen für den ganz großen Durchbruch, aber als Trainer ist er innovativ und bringt ein extrem hohes Wissen über das Diskuswerfen ein", so der Champion über den neuen Mann an seiner Seite. In jungen Jahren hatte beide gemeinsam beim heutigen Bundestrainer und "Immer-noch"-Weltrekordler Jürgen Schult (74,08 Meter) trainiert.

Torsten Schmidt ist klar, dass er mit der neuen Aufgabe einen "schweren Rucksack" aufgeschnallt bekommt. "Ich habe großen Respekt vor der Arbeit von Werner Goldmann", gesteht der A-Lizenz-Trainer, "schließlich hat er als bisheriger Coach Robert zum Ausnahmeathleten geformt." Ebenso vergisst der 38-Jährige nicht zu erwähnen, dass der "große Sprung" vom Nachwuchscoach ohne Zwischenstation gleich zum Spitzentrainer keinesfalls üblich ist. "Trotzdem reizt mich natürlich gerade diese Herausforderung", gibt er zu. In der Betreuung von drei erwachsenen Weltklasse-Athleten und gestandenen Persönlichkeiten sieht sich Torsten Schmidt mehr als "sportfachlicher Berater".

"Die wissen seit Jahren genau, wie sie was, wann und wo in Training und Wettkampf machen müssen, um erfolgreich sein zu können. Ich möchte ihnen dabei das nötige Feedback geben und eventuelle Probleme mit Übersicht und dem nötigen Fingerspitzengefühl lösen", sagt Schmidt. Dass der ehemalige Rostocker das durchaus kann, beweisen die Erfolge, die er mit seinen Nachwuchsathleten bisher erringen konnte. Sein früherer Schützling Patrick Müller wurde in diesem Jahr mit 22,02 Metern U18-Weltmeister, Hennig Prüfer, den Torsten Schmidt einst von Güstrow an den Tollensesee geholt hatte, gewann bei den gleichen Titelkämpfen zweimal Silber – mit der Kugel (21,94 Meter) und dem Diskus (65,62 Meter).

Auf seine Arbeit im Olympiastützpunkt Neubrandenburg und auch die vielen, jungen hoffnungsvollen Talente, die er nun verlassen wird, schaut Torsten Schmidt deshalb auch mit Wehmut zurück. "Dieter Kollark, Gerald Bergmann, Diskus-Weltmeisterin Franka Dietzsch und ich haben mittlerweile in Neubrandenburg den stärksten Nachwuchs-Wurfbereich Deutschlands aufgebaut. Ich hoffe, dass das in Zukunft auch so bleibt." Gut möglich, denn es ist geplant, dass kein Geringerer als der WM-Dritte im Kugelstoßen von 2009 in Berlin, Ralf Bartels, die Nachfolge von Torsten Schmidt übernehmen soll.

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