Jugend-Meisterschaften Jena 2011 – eine besondere Betrachtung

Stefanie Gotzhein machte schon durch schnelle Zeiten in Tallinn auf sich aufmerksam. (Foto: I. Hensel)

Ein kleines Häuflein von Athleten trat die Reise an, um nach Gold zu schürfen. Sie waren erfolgreich. Besonders in Neubrandenburg wird die Stimmung im Hoch sein.

Analyse und Bewertung werden folgen, Glückwünsche werden ausgesprochen, ich schließe mich dem selbstverständlich an. Schon bald hat der Alltag die Ereignisse verwischt. Keiner erinnert sich mehr an Außergewöhnliches und Einmaliges, wie sollte er auch, wenn er das gar nicht wahrgenommen hat. Genau hierzu möchte ich mich äußern, denn die Athleten aus MV haben dazu bei diesen Meisterschaften eine Menge beigetragen.

Da ist der Titelgewinn von Stefanie Gotzhein über 400 Meter in der WJA. Die Favoritin vom Sockel gestoßen, Überraschung, sensationell. Ist das wirklich so, wie Medien und Fachleute das sehen? Keineswegs. Am 11. Juni machte sie dem DLV ein Angebot. Sie lief in Zeven 54,79 Sekunden über die Runde und ergatterte sich einen Startplatz in der 4 x 400 Meter Staffel des DLV zu den U20-Europameisterschaften in Tallinn. Das Quartett erlief die Bronze-Medaille in einer sehr guten Zeit.

Wer die Analyse des Laufes aufmerksam gelesen hat, dem wird nicht entgangen sein, dass Stefanie in blendender Verfassung war und einen gehörigen Anteil am Erfolg hatte. Sie träumte vom Erfolg, wie wir heute wissen. Mit persönlicher Bestleistung von 54,30 Sekunden erreichte sie ihr Ziel in Jena. Toll! Und wie ist die Leistung einzuschätzen? 20 Jahre sind vergangen, um wieder eine solche Zeit von einer 18-Jährigen zu erleben. Am 23. Juni 1991 erzielte Wiebke Steffen vom SC Empor Rostock 53,10 Sekunden. Danach erzielte nur Kristin Götz vom SCN als 19-Jährige im Jahr 1998 mit 54,16 Sekunden, übrigens auch in Jena, eine ähnliche Zeit.

Über Anna Rüh wurde viel geschrieben, der Wissensdurst über die junge Frau etwas zu erfahren ist ungebrochen. In der Tat: sich in einem Jahr im Diskuswurf um 8,30 Meter zu steigern, ist ungewöhnlich. Shanice Craft aus Mannheim bestimmte über Jahre das Niveau in Deutschland, ja in der Welt. Nun ist eine Konkurrentin da mit einer frappierenden Beständigkeit, kratzt als 18-Jährige mit 59,97 Meter an der 60-Meter-Marke (am 01. Juni war sie noch 17!) und entscheidet den Zweikampf in 2011 mit 2:1 für sich (Bestleistung und nationaler Jugendtitel für Rüh - Europameisterin Craft).

47,31 Sekunden reichten der SCN-Staffel der WJB über 4 x 100 Meter zu Bronze. Die Landesbestleistung um 1/100 Sekunden verfehlt, was Besonderes? Ja, deutschlandweit einmalig. Es ist die jüngste Staffel, die je eine solche Zeit angeboten hat. Drei Mädchen gehören der Schülerklasse 15 an und nur eine der WJB. Die Besetzung Annalena Haase (noch 14) – Tracey Schulz (15) – Dominique Cirstea (noch 16) und Luisa Pagels (noch 14). Dazu muss man wissen, die Deutsche Schülerbestleistung steht bei 47,52 Sekunden, gelaufen von der LG Kurpfalz 2009. Übrigens haben zwei dieser Mädchen in Jena Medaillen gewonnen. Für die SCN-Staffelmädchen heißt es gesund und verletzungsfrei bleiben, dann eröffnet sich eine tolle Perspektive.

Wo bleibt aber das "starke" Geschlecht? Ja, die waren auch da, und wie! Die Musketiere der Schülerklasse Patrick Müller und Henning Prüfer, beide vom SCN, mischten die B-Jugend auf. Patrick gewann das Kugelstoßen und Henning holte sensationell die Silbermedaille im Diskuswerfen.

Der Titelgewinn von Patrick ist ein Kuriosum. Nie zuvor konnte ein Schüler den Titel in der B-Jugend gewinnen. Das lag natürlich auch an der schwächelnden Konkurrenz, schmälert jedoch nicht seine Leistung. Mit den erzielten 17,85 Meter erreichte er für einen 15-Jährigen ein Riesenergebnis. Bisher waren nur zwei besser. Zum einen Dennis Lewke, der die Deutsche Schülerbestleistung hält, mit 18,41 Meter und der Altmeister Ralf Bartels mit 18,26 Meter, beide vom eigenen Club.

Was Henning Prüfer angestellt hat, ist ihm vielleicht immer noch nicht so recht bewusst. Die Silbermedaille war sicher nicht sein Ziel, wenn aber der 1,5 kg-Diskus 54,88 Meter segelt, dann ist sie Realität. Mit dieser Weite erzielte er eine Bestleistung für 15-Jährige in MV. Bester war bisher Karsten Nuelken vom SC Empor Rostock, der 1983 in Rostock 53,24 Meter erzielte. Schon am 20. und 21. August steht für diese beiden eine neue Prüfung an. Kommt gut durch den Block, dann ist in Cottbus was zu holen.

Gibt es wieder einen Anlass, hört Ihr wieder von mir.

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