Harter Kampf um Olympia-Tickets bei Deutschen Meisterschaften

Die Überraschung der bisherigen Saison: Diskuswerferin Anna Rüh vom SC Neubrandenburg. (Fotos: I. Hensel)

Mit vier potenziellen Olympiakandidaten waren die Leichtathleten aus Mecklenburg-Vorpommern in die Saison gestartet. Vor den deutschen Meisterschaften am Wochenende in Wattenscheid ist aus dem Quartett ein Quintett geworden. "Schuld" daran ist Diskuswerferin Anna Rüh vom SC Neubrandenburg.

Die gebürtige Greifswalderin überbot die Olympianorm (62,00 Meter) in diesem Jahr bereits dreimal, steigerte sich überraschend auf 63,04 Meter und ist nunmehr eine heiße Kandidatin für ein Ticket nach London. "Mit einem Bein ist Anna dabei", sagt ihr Trainer Dieter Kollark, der auf eine makellose Saisonbilanz seines Schützlings verweist: "Anna hat sechs Wettkämpfe bestritten und dreimal die Olympianorm geknackt. Sie landete in jedem Wettkampf auf dem Podest." Der erfahrene Kollark traut Anna Rüh noch mehr zu als die 63,04 Meter Ende Mai in Halle: "Bisher hatte sie noch keinen optimalen Wind. Wenn der mal bläst, dann geht‘s noch weiter." Anna Rüh kann sich am morgigen Sonnabend das schönste Geschenk zum 19. Geburtstag machen, den die 1,84 Meter große Blondine am Tag darauf feiert.

Während Siebenkämpferin Julia Mächtig (SCN) in Ratingen um ihr London-Ticket kämpft, will Stabhochsprung-Vizeweltmeisterin Martina Strutz (ebenfalls SCN) in Wattenscheid den Olympiastart perfekt machen. Die Norm von 4,55 Meter hat die 30-Jährige – wie drei andere deutsche Springerinnen auch – bereits geschafft. "Martina muss bei den 'Deutschen' eine Medaille holen und möglichst höher als 4,55 Meter springen", gibt Trainer Thomas Schuldt vor. Als Favoritin geht nach ihrer neuen Freiluft-Bestleistung (4,76) Silke Spiegelburg (Leverkusen) ins Rennen.

Steinig war der Weg nach London bisher für die Routiniers Mark Frank (1. LAV Rostock) und Ralf Bartels (SCN/beide 34). Speerwerfer Frank, den Schulterprobleme plagen, hat sich in dieser Woche in Berlin noch einmal behandeln lassen. Gestern standen ein paar Probewürfe in Rostock an. Danach entschied Frank: "Ich werd‘s in Wattenscheid probieren." Sollte es da nichts werden mit der Olympianorm (81,50 Meter), bliebe noch der "Umweg" über die Europameisterschaft vom 27. Juni bis 1. Juli in Helsinki.

Kugelstoßer Bartels hofft trotz einer Knie-Operation – Ende Mai war ihm ein abgerissenes Knorpelteil entfernt worden – weiter auf einen Olympiastart. Derzeit setzt er auf die Kunst der Physiotherapeuten bei einer Reha in Berlin. "Ich habe ja viel Erfahrung mit Verletzungen", sagt der 140-kg-Koloss. "Deshalb hoffe ich, rechtzeitig fit zu werden." Die deutschen Meisterschaften wird er allerdings nur als Fernsehzuschauer verfolgen.

Insgesamt versprechen die Titelkämpfe in Wattenscheid Leichtathletik auf hohem Niveau. Immerhin haben bereits 55 Athleten die Norm für die Sommerspiele in London (27. Juli bis 12. August) erfüllt. Die EM-Normen wurden sogar von 106 Aktiven geknackt; dazu kommen die vier Staffeln. "30 deutsche Athleten stehen in der europäischen Saisonbestenliste unter den Top 6", freut sich DLV-Sportdirektor Thomas Kurschilgen.

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