Athleten aus MV in London - nicht alle Träume wurden wahr

Als Fünfte achtbar platziert, aber es war mehr möglich: Martina Strutz. (Foto: I. Hensel)

Das Positive sei zuerst vermeldet: Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) gehörte bei den Olympischen Spielen in London zu den wenigen deutschen Sportverbänden, die ihre Zielvereinbarung erfüllten. Nach nur einer Bronzemedaille in Peking 2008 gab es diesmal einmal Gold, viermal Silber und dreimal Bronze. Die vier Athleten aus Mecklenburg-Vorpommern konnten zu dieser Bilanz nichts beisteuern.

Es war allerdings schon vorher klar, dass nur eine Athletin des LVMV realistische Chancen auf olympisches Edelmetall hatte: Stabhochsprungerin Martina Strutz. Die für den SC Neubrandenburg startende Schwerinerin überquerte in einem Wettkampf, der von den Höhen her nicht unbedingt auf höchstem Niveau stand, 4,55 Meter und landete bei schwierigen äußeren Bedingungen auf Rang fünf ‒ immerhin die beste Olympia-Platzierung eines Leichtathleten aus MV, seit Astrid Kumbernuss 2000 in Sydney Bronze gewann. Dennoch dürfte sich Vize-Welt- und -Europameisterin Strutz geärgert haben, als der Olympiasieg mit gerade einmal 4,75 Meter an die US-Amerikanerin Jennifer Suhr ging. Vor dem Olympiastart hatte die 30-Jährige prophezeit: "In London geht alles wieder von vorn los: Qualifikation überstehen, rein ins Finale, und dann fangen die Pokerei und der mentale Stress wieder an. Wer da am coolsten ist, der gewinnt am Ende." Diesmal war sie es nicht.

Im Diskuswerfen landete die Neubrandenburger U20-Weltmeisterin Anna Rüh am Ende auf Platz zehn. Nachdem sie die Scheibe in der Qualifikation noch auf 62,98 Meter geworfen hatte, beendete sie das Finale mit 61,36 Meter. Allein die Teilnahme in London stellte für den 19-jährigen Schützling von Trainer Dieter Kollark eine Riesenleistung dar. Die gebürtige Greifswalderin ist zweifellos die Aufsteigerin der Saison. Mit ihrer persönlichen Bestleistung von 63,38 Meter kratzte sie bereits an der Tür zur Weltspitze und hat die Zukunft vor sich. Enttäuschend aus deutscher Sicht: Mitfavoritin Nadine Müller (Halle/Saale) landete mit 65,94 Meter "nur" auf dem fünften Rang. Gold ging an Europameisterin Sandra Perkovic (69,11) ‒ die ehemalige Dopingsünderin ist die erste Leichtathletik-Olympiasiegerin aus Kroatien.

Kugelstoß-Routinier Ralf Bartels (34) fehlten im olympischen Vorkampf 26 Zentimeter. Nachdem er trotz fehlender Qualifikationsweite nominiert worden war, reichte es nur zu glatt 20 Metern und Platz 16. "Das war suboptimal. Im dritten Versuch habe ich noch mal alles versucht, aber dabei hat sich ein technischer Fehler eingeschlichen", kommentierte der Neubrandenburger seinen Wettkampf, in dem David Storl (Chemnitz) mit 21,86 Meter Silber gewann. Auf ein Hätte, Wenn und Aber wollte sich 145-Kilo-Mann Bartels nicht einlassen: "Fakt ist, dass ich es nicht geschafft habe", sagte er und kündigte an: "Ich mache auf jeden Fall bis zur WM 2013 in Moskau weiter."

Der Siebenkampf der Frauen wurde von einem Drama mit Happy End für Lilli Schwarzkopf (LG Rhein-Wied) überschattet: Erst wurde die Athletin aus Rheinland-Pfalz beim Sieg der Britin Jessica Ennis (6955 Punkte) disqualifiziert, dann mit der Silbermedaille (6649) dekoriert. Die 28-Jährige sollte angeblich die Bahn beim 800-Meter-Lauf verlassen haben ‒ die Jury hatte sie mit einer anderen Athletin verwechselt. Der unerklärliche Einbruch der Neubrandenburgerin Julia Mächtig geriet so in den Hintergrund. Die 26-Jährige kam nur auf den 31. und vorletzten Platz aller gewerteten Starterinnen. Mit 5338 Punkten verfehlte sie ihre persönliche Jahresbestleistung um mehr als 1000 Zähler ‒ ein schier unglaublicher Absturz, dessen Ursache jetzt auf den Grund gegangen werden soll. Nachdem Mächtig noch hinter der Leverkusenerin Jennifer Oeser (5455) gelandet war, entschuldigte sie sich via TV bei ihrem Trainer Klaus Baarck. Oeser hatte verletzungsbedingt im 800-Meter-Lauf einen "Nuller" kassiert...

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